Prof. Kragl – ein halber Trausdorfer?

04.06.2010

Christian Szivatz, 31.12.2004.

Stefan Kragl wurde am Heiligen Abend 1725 in Au/Lg. (kroat. Cundrava) geboren. Seine Eltern waren der Hirte Georg Kragl (1683-1752) und Barbara. geb. Kuharics (1683-1753). Während bei deren Trauung am 8. 2. 1707 Lackenbach als Heimat des Vaters angegeben ist, fehlt bei der Mutter jegliche Herkunftsangabe. In den Auer Taufmatriken ist Barbara Kuharics jedenfalls nicht eingetragen.



Im nahen Kloster Loretto lernte Stefan Kragl die Serviten kennen und nahm bei seiner Einkleidung 1746 – seine Handschrift konnte ich im Forchtensteiner Profess- buch finden – die Ordensnamen Pater Eberhard Maria an. Der Hirtensohn wurde also Seelenhirte und wirkte nach seiner Priesterweihe als Dogmatikprofessor in der Hauslehranstalt. Bei der Auflösung des Klosters Loretto 1787 übersiedelte er zu den Serviten nach Forchtenstein, wo er bereits am 25. 4. 1788 starb.



In seinem eschatologischen Buch CSETVERO-VERSZTNI DUHOVNI PERSZTAN schrieb er 1763 über die “vier letzten Dinge” Tod, Gericht, Himmel und Hölle, und zwar va Ugerszkoi Zemlyi pri szvetoi Loreti… ar jos niszu za pobosno stanye Knige van dane va ricsi, ku Hervati va Ugerszkom Orszagu ali va Eszteraju prebivajuchi govoru. Die Approbation für den “Vierfachen geistlichen Ring” erteilte ihm 1762 sein Heimatpfarrer Michael Kobetics, ein gebürtiger Trausdorfer (+ 1782 Au i.R.)



Dieses 440seitige Meisterstück der Barockprosa ist laut Laszlo Hadrovics eine wahre Fund rube ür kroatischen Wortschatz. Es ist daher nicht uninteressant, die Wurzeln von Prof. Kragels Muttersprache zu ergründen. Dieses Anliegen verfolgt auch Dr. Andrea Sapunar in ihrer Dissertation. Es gibt ein Indiz, dass Kragl mütter- licherseits aus Trausdorf stammt (Die Taufe seiner Mutter kann 1683 hier nicht gefunden werden, da die Matriken 1648-98 leider seit 1966 verschollen sind).



Am 11. 8. 1760 starb Martin Kuharics aus Traustorff in Au im Alter von 56 Jahren. An der Eintragung ist nicht zu zweifeln: Der Schreiber Pfarrer Kobetics kannte Kuharics sicherlich persönlich aus der Heimat. Die Überprüfung ist wieder nicht möglich: Im Herbst 1703 und Winter 1704 fehlen die Eintragungen in den Trausdorfer Taufmatriken, vermutlich aufgrund der Kuruzzeneinfälle. Allerdings gab es hier damals den Familiennamen Koch (u. a. auch Müllermeister Michael Kuch). Kroatisierungen waren ab ca. 1685 nichts besonderes, wie andere Beispiele zeigen:

GEORG DEIFEL alias VARASICH, Pfarrer in Wiesen und Trausdorf

ANDREAS KENIG / KINIG alias KRALICH, Lehrer in Trausdorf

MARTIN HITZINGER alias VRUCSKOVlCH, Pfarrer in Hornstein

ANDREAS STAINDL alias STANICH, Kaplan aus Stinkenbrunn



Später werden Familiennamen manchmal nebeneinander geschrieben: Reiff alias Mrasz in Baumgarten, Nabinger alias Czvidrics in Wu1kaprodersdorf, Trommel- schläger alias Bubnyar in Zagersdorf usw. Offensichtlich wurde auch der Traus- dorfer Kroate Martin Koch / Kuch beim Besuch seiner Cousins in Au als Kuharics eingetragen. Es ist daher naheliegend, dass Pater E. Kragl von einer gebürtigen Trausdorferin erzogen wurde (die auch ihren Vater nach Au holte: Martin Kuharics + 1709) und somit kroat. Trausdorfer Ausdrücke in sein Werk übernahm.