Das Friedhofskreuz in Klingenbach

04.06.2010

Karl Kaus, dr., 02.06.2004.

Mitten im Klingenbacher Friedhof, vor der Aufbahrungshalle, steht ein über vier Meter hohes Kreuz mit einer Pieta, einer Figurengruppe mit Maria, die den Leichnam Christi im Schoß hält. Die Pieta ist etwa einen Meter groß und steht auf einem mehrfach gegliederten, mit Reliefs geschmückten und mit Inschriften versehenen Sockel von 1,5 Meter Höhe. Die Sandsteinfiguren von Maria und Christus sind von qualitätsvoller künstlerischer Arbeit, die Sockelgestaltung ist einfacher. Unter der Pieta ist in einer Kartusche die Inschrift:

TVOIU DUSSU



MARIA OCHEMECS



PREPOSZTI.

Vorne am Sockel befindet sich ein vierteiliges Relief mit Darstellung des Fegefeuers, darunter die Inschrift:

O JESUS. MUK OSZLOBODI NASZ



MARIA MATI PROSZI ZA NASZ



VISIVI PRETELI NASSI POMILUITE



NASZ 1810 P S K

Der letzte Buchstabe in der vierten Zeile ist ein K, wurde bei der letzten Bemalung aber fälschlich als “R” ausgeführt. Die Abkürzung P S K bedeutet: P(ater) S(imeon) K(nefacs).Rechts am Sockel sind in Relief der hl.Antonius der Einsiedler mit Inschrift SZ.ANDON, links der hl.Paulus der Einsiedler, SZ.PAVAL, eingemeisselt.

Das Friedhofskreuz in Klingenbach und seine Inschriften


Das Kreuz wurde laut Inschrift im Jahre 1810 vom damaligen Klingenbacher Pfarrer, dem Franziskanerpater Simeon Knefacs errichtet, stand vorher aber beim Kloster in Baumgarten. Darauf weisen sowohl die für das Einsiedlerkloster typischen Heiligen, aber auch die großen Ähnlichkeiten mit den heute noch an und in der Klosterkirche befindlichen Heiligenfiguren hin, die zwischen 1760 und 1770 in Zusammenarbeit vom Ödenburger Künstler Nikolaus Minich und dem Steinmetz und Einsiedlermönch Romuald Laschak geschaffen wurden.

Die schöne Pieta in Klingenbach stammt von Minich, der Sockel von Laschak. Die Inschriften wurden später eingemeißelt.

Warum die Pieta um 1810 von Baumgarten nach Klingenbach kam, ist nicht genau überliefert. Es heißt, der letzte Einsiedlermönch, Johann Gärtner, der im damals schon aufgelassenen Kloster lebte, habe die Pieta verschenkt. Wahrscheinlicher ist aber, dass der damalige Pfarrer von Baumgarten, Paul Csenar, der für den Wiederaufbau und die Einrichtung der 1790 abgebrannten Pfarrkirche laufend Geld benötigte, Figur und Sockel gegen eine Geldspende den Klingenbachern überlassen hat.


Zu P.Simeon Knefacz vgl. auch Chr. Szivatz, Das Auer Himmelstor 1857 – hier im Znanstveni Zb.v.23.1.2004.



Zum Kloster in Baumgarten siehe: K.Kaus – F.Tobler – E.Hausmann-Farkas, „Das Kloster von Baumgarten – Kloštar u Pajngrtu – Kertesi kolostor“. Baumgarten 2002.