Die Kalenderliteratur der Burgenländischen Kroaten von 1806 bis 2012. Eine Bestandsaufnahme und Darstellung der Kalender von 1806 bis 1942 mit einer thematischen Aufschlüsselung der Inhalte von 1946 bis 2012

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Mag. Katarina Zvonarich

Dieser Überblick umfasst die Darstellung der wichtigsten Ergebnisse meiner Recherche. Dabei liegt der Fokus bei jedem Kalender in Buchform auf der Wiedergabe des Herausgebers, Chefredakteurs, Umfangs, Formats in cm, Druckorts und der Anzahl der Jahrgänge. Auf die Autoren wird an dieser Stelle nicht eingegangen. Die Inhalte der Kalender werden schwerpunktmäßig angeführt. Da das Kalendarium in allen Kalendern ein fixer Bestandteil ist und sich dessen Inhalt und Struktur wenig ändern, wird es bei dieser Zusammenfassung nicht bei jedem Kalender separat angegeben. Die angehende Grundstruktur wird stellvertretend für alle darlegt, wobei leichte inhaltliche Abweichungen möglich sind. 

Der Leser findet im Kalendarium zumeist folgende Informationen: den Jahreskalender mit der Auflistung der Tage, Monate und Sonntagsevangelien, die Angabe der Mondphasen, den Zeitpunkt des Auf- und Untergangs der Sonne, Wettervorhersagen, Bauernweisheiten und einen freien Platz für persönliche Notizen. Jeweils vor dem Kalendarium befindet sich eine Gesamtübersicht, in welcher die beweglichen und festen Feiertage, der Beginn der Jahreszeiten, die Ferien, das Datum und die Uhrzeit der Sonnen- und Mondfinsternisse, Verweise auf Fasttage u. a. festgehalten werden. 

Der Beginn der kroatischen Kalenderliteratur ist mit dem Erscheinen des Kalenders Nóvi horvaczki kalendar (Neuer kroatischer Kalender) anzusetzen. Dieser ist vermutlich der älteste Kalender der burgenländischen Kroaten, der bis in die 70er-Jahre des 20. Jahrhunderts unbekannt war. Er hat ein Format von 9,5×16 und einen Kalenderumfang von 35 Blättern. Gedruckt wurde er in Sopron bei Anton Sziesz. Der Verfasser bleibt anonym. Inhaltlich bietet dieser neben den ersten Belegen weltlicher Literatur auch Ausdrücke von Monatsnamen, die in der heutigen burgenländischkroatischen Sprache nicht mehr verwendet werden. 

Erst nach fast 60 Jahren tritt der zweite Kalender Kerstjanszko-katolicsanszki kalendar 1864 (Christlich-katholischer Kalender 1864) in der Literaturlandschaft in Erscheinung. Bis zum Jahr 1996 gab es zwei verifizierte Jahrgänge: 1864 und 1865. Man bestätigte mir, dass der zweite Jahrgang nicht mehr auffindbar ist. Sein Seitenumfang, das Format, die vorhandenen Beiträge und die Autoren sind jedoch aus dem Werk Kulturhistorische Aspekte von Ludwig Kuzmich entnommen, welches ich des Öfteren für meine Analyse heranzog. Beide Exemplare wurden von Georg Horvath herausgegeben. Als wesentlichster Mithelfer wird der Pfarrer Kaspar Glavanich genannt. Die Kalender haben ein Format von 14×19,6 (Kkk1864) und 13×20 (KKk 1865) und einen Umfang von 64 (Kkk 1864) und 76 (Kkk 1865) Seiten. Gedruckt wurden sie in Budapest bei Wodianer Fülöp. Hervorzuheben sind die Artikel „Vszaki pocsétak je tézsak!“ („Aller Anfang ist schwer!“) und „Zabavno-poucsni. Razgovor. o hérvackom pravopiszu“ („Unterhaltend-belehrende Konversation über die kroatische Rechtschreibung“), die von sprachhistorischer Bedeutung sind. 

Für den Kalender Hižni kalendar (Hauskalender) konnten zwei Jahrgänge (Hk 1892 und Hk 1893) verifiziert werden. Die Kalender haben ein Format von 15×23 mit einem Umfang von 114 (Hk 1892) und 82 (Hk 1893) Seiten. Die bis dato bekannte Seitenzahl von 74 Seiten (Hk 1893) konnte aufgrund eines handschrifltichen Dokuments auf 82 erhöht werden. Aus diesem geht auch der vermutliche Herausgeber Johann Csukovich hervor. Bisher waren Franz Fertsak, Johann Csenar und Matthäus Horvath in der Literatur als dessen Chefredakteure bekannt. Gedruckt wurde er in Sopron bei Károly Litfass. Die Beiträge sind vorwiegend religiösen Charakters mit einigen wenigen weltlichen Themen. 

Der Kalender Kerštjansko-katoličanski kalendar (Christlich-katholischer Kalender) kann gesicherte Ausgaben von 1892-1903 vorweisen. Vermutlich war der erste Jahrgang im Jahr 1891, der nur mehr aus der Sekundärliteratur bekannt ist. Im Zuge meiner Recherche konnten die Ausgaben für die Jahre 1893 und 1896 bestätigt werden. In seiner Laufzeit hatte der Kalender zwei Herausgeber: Michael Nakovich (Kkk 1892-1900) und Martin Borenich (Kkk 1901-1903). Das Durchschnittsformat lässt sich mit 16×21,5 festhalten und der Seitenumfang beträgt zwischen 57 (Kkk 1895) und 96 (Kkk 1892 und Kkk 1902) Seiten. Der Druckort war für die ersten Jahre, 1892-1893, Neusiedl am See bei Adalbert Horvath und von 1894-1903 Eisenstadt bei Eduard Dick. Von 1891-1903 gab es 13 Jahrgänge mit der Berücksichtigung, dass das Jahr 1891 nicht analysiert werden konnte. Es werden religiöse und weltliche Themen bearbeitet. Dazu zählen auch Prophezeihungen über das Wetter, die der „Hundertjährige Wahrsager“ zu wissen scheint. 

Der Kalender Kalendar svete familije (Kalender der Heiligen Familie) hatte 17 Jahrgänge. Er erschien für die Jahre 1903-1919 in Győr in der Diözesandruckerei. Das Durchschnittsformat lässt sich mit 18×25 festhalten und der Umfang beträgt 96 (Ksvf 1917) bis 137 (Ksvf 1904) Seiten. Vorbild für diesen Kalender war die ungarische Version des Kalenders Szent Család Naptár. Ein nachweisbares Exemplar dieses Kalenders geht auf das Jahr 1895 zurück. Es wurde auch ein passender deutscher Kalender gefunden, der unter Kalender der Heiligen Familie ab 1898 erschien. Sowohl der ungarische als auch der deutsche Kalender wurden wie der kroatische in Győr gedruckt. Martin Mersich der Ältere beauftragte Matthäus Merchich-Miloradić die Ausgabe des Kalenders zu übernehmen. Der Kalender fungierte von nun an als Plattform für seine Gedichte, die er in diesem Kalender veröffentlichte. Er war auch der Chefredakteur für die Jahre 1903-1913, Andreas Prikoszovich und Johann Dobrovich für die Jahre 1914-1918 und schließlich Anton Szemeliker für das Jahr 1919. Dieser Kalender konnte eine Vielzahl an Mitarbeitern aufweisen. Das Hauptmerkmal des Kalenders lag auf der Unterhaltung und Belehrung der Leserschaft und deckte unterschiedliche Interessen der Leser ab. 

Der Kalender Hervatski kalendar svetoga Antona Paduanskoga(Kroatischer Kalender des heiligen Anton von Padua) erschien zwischen 1903 und 1922 und hatte 16 Jahrgänge. Keine Ausgaben gab es für die Jahre 1917-1920. Die Herausgeber waren Johann Domnanovich für die ersten beiden Jahrgänge, 1903-1904, beginnend ab 1905 bis 1909 war neben ihm auch Martin Borenich für diese Arbeit bestimmt. Nach dem Tod Johann Domnanovichs war Andreas Kuzmits zusammen mit Borenich für den Fortbestand der Ausgaben von 1910 bis 1922 verantwortlich. Der Umfang beträgt zwischen 76 (HksvAP 1921) und 152 (HksvAP 1907) Seiten mit einem Format, welches durchschnittlich 15,5×23 umfasst. Gedruckt wurde er in Kőszeg. Für diesen Kalender ist der mehrseitige Werbeteil charakteristisch. Die Beiträge umfassen religiöse und weltliche Bereiche. 

Der Kalender Kalendar svetoga Jožefa (Kalender des heiligen Josef) erschien für das Jahr 1922 in Sopron in der Druckerei Székely, Szabó és társa. Herausgeber war Johann Csukovich. Er hat eine Größe von 15×23 und einen Umfang von 104 Seiten. Hervorzuheben sind in diesem Kalender die Beiträge, die sich der geschichtlichen Situation widmen, als Burgenland noch Teil Westungarns war. 

Der Kalender Gradiški kalendar svetoga Jožefa(Burgenländischer Kalender des heiligen Josef) wurde ebenfalls von Johann Csukovich für das Jahr 1923 herausgegeben. Gedruckt wurde er in der Druck- und Verlagsanstalt in Sauerbrunn. Er hat ein Format von 14×20 und einen Umfang von 104 Seiten. Die politischen Beiträge, welche sich auf zehn Seiten erstrecken, haben eine proösterreichische Einstellung. Der Anzeigenteil bezieht sich auf Produkte, die man in österreichischen Städten erwerben konnte, nicht in ungarischen, wie dies ein Jahr zuvor im Kalender Kalendar svetoga Jožefa der Fall war. 

Der Kalender Hervatski kalendar gradjanske deržave(Kroatischer Kalender des bürgerlichen Staates) hat drei gesicherte Jahrgänge. Bisher sind die der Jahre 1923, 1925 und 1926 bekannt. Der zweite Jahrgang für das Jahr 1924 war trotz intensiver Suche nicht auffindbar. Den Kalender für das Jahr 1923 und wahrscheinlich auch für 1924 haben Martin Borenich und Andreas Kuzmits herausgegeben. Für die Jahre 1925 und 1926 ist nur Borenich der alleinige Verantwortliche. Alle drei Ausgaben wurden in Eisenstadt gedruckt. Der Umfang beträgt 112 Seiten mit einer Größe von 15,5×23. Charakteristisch ist die Namensänderung bzw. unterschiedliche Schreibweisen in dieser kurzen Zeit: Hervatski kalendar gradjanske deržave (Kroatischer Kalender des bürgerlichen Staates) (1923), Hrvatski kalendar gradjanske deržave(Kroatischer Kalender des bürgerlichen Staates) (1925) und Hrvatski kalendar Gradišća (Kroatischer Kalender des Burgenlandes) (1926). Dies hängt auch mit der Namensgebung für das heutige Burgenland zusammen. Borenich forcierte den Ausdruck „Gradjanska država“ (Bürgerlicher Staat). Es setzte sich jedoch „Gradišće“ (Burgenland) durch. Die Beiträge im Kalender kommen vorwiegend aus dem Bereich Belletristik oder behandeln religiöse Themen. Es ist auch informativer Lesestoff gegeben. 

In der Literatur wird der Kalender Naš hrvatski kalendar (Unser kroatischer Kalender) nur für das Jahr 1924 angeführt. Mag. Johann Karall machte mich jedoch auf den zweiten Jahrgang für das Jahr 1925 dieses seltenen Exemplars aufmerksam. Herausge-ber war Franz Csizmazia. Das Format beträgt 15×23 mit einem Umfang von 96 (Nhk 1924) und 128 (Nhk 1925) Seiten. Beide wurden in der Druckerei Guttenberg in Wiener Neustadt produziert. Inhaltlich ist für den Kalender charakteristisch, dass er keinen einzigen religiösen Beitrag hat, sondern ein informativer und literarischer Charakter überwiegt. Zu den informativen gehören auch zeitgeschichtliche Artikel, die etwa die Neu-formierung des Burgenlandes behandeln. 

Der Kalender Kalendar svetoga Mihovila (Kalender des heiligen Michael) erschien für die Jahre 1926-1931, was sechs Jahrgänge umfasst. Dieser wurde auf die Initiative von Martin Mersich dem Älteren unter Martin Borenich herausgebracht. Der Umfang um-fasst zwischen 64 (KsvM 1926) und 80 (KsvM 1928-1931) Seiten mit einem Format von 19,5×24,5, womit er fast eine quadratische Form hat. Gedruckt wurde er im Missionshaus St. Gabriel in Mödling. Die Beiträge behandeln geografische, geschichtliche, wirtschaftliche und religiöse Themen.

Der Kalender Naš kalendar za gradišćansku hrvatsku družinu(Unser Kalender für die burgenländischkroatische Gemeinschaft) hat zwei Jahrgänge, 1928 und 1929, unter dem Herausgeber Koloman Tomsich. Gedruckt wurde er in der Druckerei von Arthur Schiffer in Sauerbrunn. Der Umfang der Jahrgänge divergiert stark: 172 (Nkzghd 1928) und 212 (Nkzghd 1929) Seiten. Sie haben eine Größe von 15×22,5. Dieser Kalender ist durch seine zahlreichen Bilder charakteristisch, welche sowohl österreichische als auch internationale Themen behandeln. Neben dem stark illustrativen Charakter hat dieser einen wissensinformativen und belletristischen Wert, da zahlreiche Beiträge diese Bereiche abdecken. 

Der Kalender Naša domovina (Unsere Heimat) ist der Vorläufer des Kalenders Gradišće (Burgenland). Unter dem Titel Naša domovina erschien er für die Jahre 1931-1940. Der Herausgeber war der Kroatische Kulturverein im Burgenland (Hrvatsko kulturno društvo u Gradišću). Chefredakteure waren in den Jahren 1931-1932 Franz Bresich, der unter seinem Pseudonym tetac Franje (Onkel Franz) diese Kalender herausgab, und in den Jahren 1933-1940 war es Ignaz Horvath. Gedruckt wurde er in Neusiedl am See bei Viktor Horvath. Das Durchschnittsformat beträgt 15,5×23 und der Umfang umfasst zwischen 120 (Nd 1931) und 208 (Nd 1938 und Nd 1940) Seiten. Für die Jahre 1941-1942 änderte der oben genannte Kalender seinen Namen in Hrvatski kalendar(Kroatischer Kalender). Chefredakteur für das Jahr 1941 war Ignaz Horvath und für 1942 Matthias Ferschin. Der Umfang beträgt 216 (Hrk 1941) und 112 (Hrk 1942) Seiten. Das Format beträgt 15,5×23. Beide wurden in der Druckerei von Viktor Horvath in Neusiedl am See gedruckt. Herausgeber ist weiterhin der Kroatische Kulturverein im Burgenland. Der Inhalt ist sehr umfassend. Neben Beiträgen, die ausschließlich dem Informationsgehalt dienen, gibt es zeitgeschichtliche Artikel, die den Zweiten Weltkrieg thematisieren. 

Unter der Herrschaft der Nationalsozialisten wurden die burgenländischkroatischen Druckwerke im Laufe der Jahre eingestellt. Auch für die Kalenderliteratur bedeutete das einen Stillstand, da zwischen 1943 und 1945 kein einziger Kalender erschien. 

Ab dem Jahr 1946 kam es zu einer Fortführung der Kalenderproduktion. Der Kalender hieß von nun an Gradišće(Burgenland), welcher bis in die Gegenwart erscheint. In seiner Laufzeit hatte er unterschiedliche Druckorte, Herausgeber und Chefredakteure. Beim G 1946 war es der Kroatische Kulturverein im Burgenland, welcher diesen ersten Jahrgang in Zagreb im Nakladni zavod Hrvatske drucken ließ, der G 1947 wurde in Neusiedl am See bei Viktor Horvath produziert. Beginnend mit dem G 1948 bis zum G 1960 fungierte als Verleger der Kroatische Verlagsverein (Hrvatsko nakladno društvo) mit seinem Sitz in Wien, weshalb die Kalender auch in der Typographischen Anstalt in Wien gedruckt wurden. Ab dem G 1961 ist der Herausgeber der Kalender der Kroatische Presseverein (Hrvatsko štamparsko društvo). Auch die Ausgaben vom G 1961 bis zum G 1967 wurden in der Typographischen Anstalt in Wien hergestellt und vom G 1968 bis zum G 1980 in Eisenstadt in der Druckerei Prugg. Beginnend ab dem G 1981 werden sie in Mattersburg in der Druckerei Wograndl produziert.  

Die Ausgaben von 1946 bis 1980 waren auch Jahrbücher des Kroatischen Kulturvereins im Burgenland, was durch den Untertitel „I ljetopis Hrvatskoga kulturnoga društva u Gradišću“ (Und Jahrbuch des Kroatischen Kulturvereins im Burgenland) verdeutlicht wird. Ab dem G 1981 bis zum G 1988 hieß dieser „I ljetopis gradišćanskih Hrvata“ (Und Jahrbuch der burgenländischen Kroaten) und ab dem G 1989 bis heute „I ljetopis gradišćanskih Hrvatov“ (Und Jahrbuch der burgenländischen Kroaten). Im kroatischen Titel wurde die bisherige Flexionsendung -a durch -ov ersetzt, was eine Anlehnung an das standardisierte Burgenländischkroatische bedeutete.

Ignaz Horvath war der Chefredakteur der Ausgaben vom G 1946 bis zum G 1973. Die Ausgabe G 1973 gab er zusammen mit Franz Szucsich heraus. Die Größe der Kalender änderte sich in dieser Periode dreimal: 15,5×23 (G 1946-1949), 15×20,5 (G 1950-1959) und 16,5×24 (G 1960-1973). Der Umfang bewegt sich zwischen 160 (G 1948) und 292 (G 1971) Seiten. Alle Kalender sind nach dem gleichen Schema aufgebaut: dem Kalendarium und dem eigentlichen Inhalt, den Beiträgen aus den Themenbereichen Geschichte, Religion, Kulturgeschichte, Belletristik, Literaturgeschichte, identitätsstiftende Artikel, Lesestoff für Kinder, Ratschläge für Haus und Hof, Gesundheit, ein Marktverzeichnis, Witze, Kreuzworträtsel und Inserate. Die Autoren sind zum Großteil Männer, wobei nicht alle Schreiber erkenntlich autorisiert sind. 

Franz Szucsich war für die Ausgaben vom G 1974 bis zum G 1988 verantwortlich. Die Aus­gabe G 1983 haben Augustin Blazovich und Mirko Berlakovich zusammengestellt. Unter Szucsich beträgt das Durchschnittsformat der Kalender 17×24 mit einer Seitenzahl zwischen 224 (G 74 und G 85) und 244 (G 1978) Seiten. Es gibt in allen Kalendern einen mehrseitigen Werbeteil, der jeweils nach den Artikeln zu finden ist. Es finden sich auch einzelne Inserate zwischen den Beiträgen, die womöglich als Lückenfüller gedacht sind. Neben dem obligatorischen Kalendarium gibt es Beiträge zu den Bereichen Geschichte der burgenländischen Kroaten, Literaturgeschichte, identitätsstiftende Artikel und Belletristik. Ein weitaus kleinerer Teil ist Lesestoff für Kinder, Tipps für den Haushalt und Gesundheit und Ratschläge für die Bauern. Ab der Ausgabe G 1988 steigt der Lesestoff für Kinder an. Die Autoren sind zum Großteil Männer; Frauen sind seltener vertreten. Beim G 1983 unter Blazovich und Berlakovich ist inhaltlich und optisch keine Änderung festzustellen. Er hat ebenfalls eine Größe von 17×24 und einen Umfang von 196 Seiten. 

Thomas Schneider war Chefredakteur der Ausgaben vom G 1989 bis zum G 1997. Unter seiner Tätigkeit bekam der Kalender neue Maßeinheiten. Diese betrugen von nun an 15×20,5, wie dies bereits bei den Kalendern zwischen 1950 und 1959 der Fall war. Der Umfang bewegt sich zwischen 232 (G 1989) und 312 (G 1995) Seiten. Neben dem Kalendarium gibt es Beiträge vor allem zu den Bereichen Belletristik, Religion, Literatur- und Kulturgeschichte und die Ehrung von Jubiliäen und Jubilaren namhafter burgenländischkroatischer Persönlichkeiten. Beginnend ab dem G 1990 werden auf der jeweiligen Seite 2 des Kalenders neben dem Chefredakteur auch weitere Mitarbeiter genannt, die bei der Ausgabe mitwirkten. 

Mit Anita Jugovits-Csenar übernahm erstmals vom G 1998 bis zum G 2003 eine Frau die Leitung der Redaktion. In ihrer Periode kam es zu einer optischen Neugestaltung des Kalendariums, sodass die Ausgaben der Jahre 1998 bis 2001 ein neues Layout haben. Doch auf Wunsch der Leser kehrte man ab dem G 2002 wieder zur alten Form des Kalendariums zurück. In allen Ausgaben außer 1998 gab es auch freien Platz für persönliche Notizen, welcher von den Lesern gefordert und ab der Ausgabe G 1999 wieder aufgenommen wurde, wodurch die Schreibfunktion der Kalender bestätigt wird. Die Kalender haben eine Größe von 15×21 und bewegen sich zwischen 224 (G 2002) und 347 (G 2000) Seiten. Um die Übersichtlichkeit der Beiträge zu gewährleisten, entschied sich die Chefredakteurin ab dem G 1999 den Kalender in Themeneinheiten zu gliedern. Diese lauten: „Znanost i povijest“ (Wissen und Geschichte), „Za dušu i srce“ (Für die Seele und für das Herz), „Po Gradišću“ (Entlang des Burgenlandes), „Povidaju nam“ (Es erzählen uns) und „Mlade strani kalendara“ (Die jungen Seiten des Kalenders). Der Lesestoff umfasst die Bereiche Geschichte, Religion, Literaturgeschichte, Kultur, Belletristik, Alltägliches u. a. Die Anzahl der Frauen als Autorinnen steigt an. Die meisten Beiträge sind autorisiert bzw. mit Initialen versehen. 

Der Kalender Gradišće in den Jahren 2004 bis 2008 unter der Chefredakteurin Agnes Csenar-Schuster hat eine Größe von 15×21. Der Umfang bewegt sich zwischen 240 
(G 2006 und G 2007) und 304 (G 2005) Seiten. Außer im G 2004 gibt es in keiner der Ausgaben einen Inseratenteil, ausgenommen einer Liste mit Büchern, die der Herausgeber selbst, der Kroatische Presseverein, produziert. Die Artikel sind im Kalender nicht willkürlich angeordnet, sondern werden in acht thematische Schwerpunkte geteilt: 
1. „Književni mozaiki“ (Literarische Mosaikstücke), 2. „Na putu“ (Auf dem Weg), 
3. „Nadivati spominke“ (Auffrischen von Erinnerungen), 4. „Povijesni spominki“ (Geschichtliche Mosaikstücke), 5. „Odsapati žitkom“ (Mit dem Leben atmen), 6. „Iz naše stare riznice“ (Aus unserer alten Schatzkammer), 7. „Prhatali kreljuti“ (Mit den Flügeln flattern) und 8. „Grojzice“ (Rosinen). Die Beiträge bearbeiten geschichtliche, kulturelle, religiöse, belletristische und informative Themen. Humoristisches und Lesestoff für Kinder sind ebenso gegeben. 

Der Kalender Gradišće unter Ingrid Klemensits in den Jahren 2009 bis 2012 hat eine Größe von 15×21 und einen Umfang zwischen 255 (G 2011) und 298 (G 2012) Seiten. Erstmals nach acht Jahren gibt es im G 2012 einen mehrseitigen Inseratenteil. Jeder Kalender ist in thematische Einheiten gegliedert. Es gibt in den vier Ausgaben eine leichte Abweichung in der Namensbezeichnung bezüglich der inhaltlichen Gliederung, welche hier nicht explizit angeführt wird. Die Beiträge behandeln zumeist die Gebiete Geschichte, Schule, Religion, Belletristik, Lesestoff für Kinder und Jugendliche, Literaturgeschichte, Jubiläen, Jubilare, Alltägliches, Herausgabe von Publikationen, Themen, die auf ein bestimmtes Jahr bezogen sind wie z. B. das „Haydn-Jahr“ oder auch das 100-jährige Jubiläum der kroatischen Zeitung. In keiner der vier Ausgaben dieser Periode gibt es Kreuzworträtsel oder eine Auflistung von Märkten. Die Kalender sind mit Zeichnungen von Schülern reich illustriert. In dieser Epoche wird vom Kroatischen Presseverein ein Zeichenwettbewerb ausgeschrieben, wobei Schüler in den zweisprachigen Schulen im Burgenland aufgefordert werden, sich mit einem bestimmten Thema bildnerisch auseinander zu setzen. 

Der Kalender Ognjišće (Feuerstätte) wurde aufgrund der Eigeninitiative von Franz Horvath, welcher in der Literaturlandschaft unter dem Pseudonym Branimir Tukavacveröffentlichte, gegründet. Er brachte von 1954 bis 1957 vier Ausgaben heraus. Die Kalender haben eine Größe von 15×21 und einen Umfang zwischen 144 (O 1954) und 192 (O 1957) Seiten. Die vier Ausgaben wurden in verschiedenen Druckereien produziert: O 1954 bei Viktor Horvath in Neusiedl am See, O 1955 bei Rudolf Rieß in Oberpullendorf, O 1956 im Missionshaus St. Gabriel in Mödling und der O 1957 ebenfalls bei Rudolf Rieß in Oberpullendorf. Die Themenvielfalt entspricht dem des Kalenders Gradišće. Es gibt jedoch auch Beiträge, in denen Franz Horvath öffentlich Kritik an Ignaz Horvath ausübt, da es zwischen beiden zu Auseinandersetzungen kam. 

Der Bereich der Sonder- und Wandkalender wurde aufgrund von eigens erstellten Kriterien geklärt. Bei der ersten Darstellung wurden folgende Attribute berücksichtigt: 
1. kontinuierliche Herausgabe (ab neun Jahrgängen) und 2. überregionale Vereine als Herausgeberträger. In diese Sparte fällt der mehrblättrige Kalender (ab 1991) des Kroatischen Kulturvereins im Burgenland (Wandkalender), der Einblattkalender in Plakatform (ab 1993) des Kroatischen Pressevereins und des Burgenländisch-KroatischenKulturvereins in Wien (Hrvatsko gradišćansko kulturno društvo u Beču) und der Kalender (ab 2004) der Folkloregruppe Hajdenjaki aus dem Mittleren Burgenland. 

Bei der zweiten Darstellung wurden folgende Attribute berücksichtigt: 1. Kroatischer Kulturverein im BurgenlandKroatisches Kultur- und Dokumentationszentrum (Hrvatski kulturni i dokumentarni centar) oder Volkshochschule der burgenländischen Kroaten (Narodna visoka škola Gradišćanskih Hrvatov) als Herausgeber, 2. andere Herausgeber, 3. projektbezogen, 4. Schulen als Kooperationspartner und 5. keine kontinuierliche Ausgabe. 

In diesen Bereich fallen folgende Druckwerke: Kalendar po hrvatsku krez ljeto (Der Kalender auf Kroatisch durch das Jahr) (1996), der Tischkalender Radujmo se – Freuen wir uns (2008) und das Buch Pahuljice povidaju (Die Schneeflocken erzählen) (2001), welches durch den Advent führen soll. Die genannten Werke sind Publikationen des Kroatischen Kulturvereins im Burgenland

Auch der zweite große Herausgeber von kroatischen Lehrbehelfen, das Kroatische Kultur- und Dokumentationszentrum, gab einen Sonderkalender in Kooperation mit der Volksschule in Kroatisch Minihof heraus. Er erschien anlässlich der Jahrtausendwende 2000. Schüler haben diesen mit Zeichnungen illustriert. Ein weiterer Sonderkalender ist der für das Jahr 1998, in welchem historische Trachtendarstellungen burgenländischer Kroaten dargestellt werden. Für die Schuljahre 2008/09 und 2012/13 wurde der Wandkalender Memo in der Schule – Memo u školi!herausgegeben. 

Die Volkshochschule der burgenländischen Kroaten gab 2011 einen Tischkalender für das Schuljahr unter dem Namen Kalendar (Kalender) heraus. Ein weiterer Kalender war für das Jahr 2009/10. 

Es sind zwei Kalender bekannt, die jeweils von Schulen herausgegeben wurden. Es handelt sich jeweils um mehrblättrige Wandkalender des Zweisprachigen Bundes-gymnasiums Oberwart (Dvojezična savezna gimnazija Borta) für das Jahr 1995 und der Kalender Kinder der Vlahija – Dica iz Vlahije der Volksschule Weiden bei Rechnitz (Osnovna škola Bandol) für das Jahr 1999.

Eine Sonderstellung nimmt der Korizmeni kalendar(Fastenkalender) ein, der unter dem Herausgebernamen AGAPA für die Fastenzeit erscheint. Die ersten Ausgaben dieses Kalenders erschienen in den 80er-Jahren des 20. Jahrhunderts. Es folgte eine Produktionspause von 19 Jahren und erst ab 2009 kam es erneut zu einer Herausgabe. Bis zum Jahr 2012 gab es neun Jahrgänge dieses Kalenders. 

Weitere zwei- oder mehrsprachige Wandkalender sind: Kalender Schermann für das Jahr 2003 (Gemeinschaftsprojekt des K.B.K – Kultur. Bildung. Kunst, Horst Horvath), ein Kalender für das Jahr 2003 (Herausgeber: Verein Roma und Volkshochschule der Burgenländischen Roma), ein Kalender unter dem Motto Újra együtt! – Wieder zusammen! – Ponovno zajedno! für das Jahr 2009 (Herausgeber: Perkovátz-Ház Baráti Köre aus Sopron), der Kalender Homoki LakodalmasNaptár – Kalendar Umočkoga Veselja für das Jahr 2009 (Herausgeber: Seoska samouprava Umoka), der Kalender Die Geburt Jesu gedruckt im Jahr 2011 (Herausgeber: Burgenländisch-Ungarischer Kulturverein) und ein Kalender in Plakatform unter dem Motto: Protiv trostranskom paktu (Gegen den Dreiparteienpakt) für das Jahr 1982 (Herausgeber: Kroatischer Akademikerklub). 

Der Kalender der Kroaten in Ungarn, zu welchen auch die burgenländischen Kroaten zählen, erscheint ab dem Jahr 1945. Im Gegensatz zum Kalender Gradišće, der diesen Namen ab dem Jahr 1946 trägt, hatte der Kalender in Ungarn mehrere Namenswechsel. Ab dem Jahr 1991 wird dieser mit Hrvatski kalendar (Kroatischer Kalender) tituliert. Anzumerken ist, dass bis zu diesem Zeitpunkt die sieben kroatischen Minderheiten in Ungarn zu den Südslawen gezählt wurden, wodurch auch slowenische und serbische Beiträge im Kalender waren. Dadurch blieb für Artikel in kroatischer Sprache weniger Platz, was sich ab dem Jahr 1991 änderte, als die erste Ausgabe des Hrvatski kalendar erschien, der „nur“ den kroatischen Minderheiten gewidmet war. 

Die burgenländischen Kroaten können eine mehr als 200-jährige Kalenderliteratur vorweisen. Obwohl sich die Funktionen der Kalender als Informations-, Orientierungs-, Unterhaltungs-, Bildungs- und Schreibträger im Laufe der Zeit veränderten, bleibt der Kalender „ein Geschenk“ und Begleiter der kroatischen Volksgruppe, wie auch das Gedicht „kalendar“[1] von Georg Csenar verdeutlicht: 

kalendar

klandar

kandar

kadar

a dar?

dar


[1] „Kalender“ G 2005, S. 44.